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Ein Bestattungshaus in Zeiten von Corona

Bestattungshaus Beil Michael Beil kleinMärz 2020. Nach umfangreichem Umbau und Renovierungsarbeiten, sowie den letzten Lockerungen konnte das beliebte Trauercafé nach Prüfung und Rücksprachen mit den Aufsichtsbehörden wieder geöffnet werden. Sehr viel Platz und sehr hohe belüftete Räume sind für die Bewirtung geradezu ideal. Mit allen getroffenen Vorkehrungen können nun wieder bis zu 50 Personen nach einer Trauerfeier bewirtet werden.

Wie haben wir die vergangenen Wochen erlebt?

Wir waren gerade in großer Vorbereitung zu einem „Tag der offenen Tür“ mit Vorträgen und Informationsveranstaltungen im Rahmen des Jubiläums „130 Jahre Bestattungshaus Beil“ im Jahr 2020. Eine komplette Renovierung und Neukonzeption von Räumlichkeiten mit viel Platz und Zeit zum individuellen Abschiednehmen in angenehmer Atmosphäre war fast abgeschlossen. Wir freuten uns schon auf das neue helle, freundliche Arbeitsumfeld, um neue Möglichkeiten und Dienstleistungen zu geringeren Kosten anbieten zu können.

Und dann Corona! Erste vage Anrufe von verschiedenen leitenden Einsatzstellen und Katastrophenschützern mit der Fragestellung, wie denn in einem Ernstfall unsere Kapazitäten und Möglichkeiten wären. Als Bestatter kenne ich die Verhaltensregeln für solche Fälle und bin auch als Dozent oft in Vorträgen und Weiterbildungsmaßnahmen aktiv. Dennoch waren diese – wenn auch nur vorsorglich geführten – Gespräche sehr besorgniserregend.

Die wichtigste Botschaft war klar und bedrückend zugleich: Die (Haupt-)Funktion des Bestattungshauses muss aufrecht erhalten bleiben. Deshalb wurden alle geplanten Veranstaltungen, lange mit viel Liebe vorbereitete Schulungen und Tagungen zum Erfahrungsaustausch mit Trauerseelsorgern und Hospizbegleitern, sowie Veranstaltungen für Schulklassen und private Gruppen storniert.

Das gern genutzte Trauercafé, das die Bewirtung für Angehörige und Freunde nach einer Trauerfeier ermöglicht, musste sofort eingestellt werden. Sehr verständnisvoll, wenn auch mit großem Bedauern war die Reaktion der Angehörigen. Und es war erst der Anfang der Pandemie.

Das Bestattungshaus ist grundsätzlich für den Umgang mit Infektionen bestens gerüstet, doch sind diese relativ selten, so dass es notwendig war, die entsprechenden Schutz- und Desinfektionsmaterialien als Vorsichtsmaßnahme eklatant zu erhöhen. Die ersten Ausrüstungen durch die Speziallieferanten kamen umgehend, wenn auch nur in sehr kleinen Einheiten. Zu einem Engpass kam es glücklicherweise nie. Wir sind sehr froh und dankbar, dass alle mitgeholfen haben, dass die Befürchtungen nicht eingetroffen und die Infektionszahlen so gering geblieben sind.

Deutlich verändert haben sich die Rahmenbedingungen für Trauerfeiern. Mehrmals wurden die behördlichen Richtlinien zur Durchführung von Trauerfeiern und zum Umgang mit Verstorbenen verändert. Was am Abend noch als unfassbar zur Kenntnis genommen wurde, war bereits am nächsten Tag überholt. Inzwischen finden fast alle Trauerfeiern unter freiem Himmel statt, viele davon nur im engsten Familienkreis. Alle Beteiligten, Bestatter, Friedhofsmitarbeiter und Seelsorger halten Abstand und achten auf entsprechende Vorsichtsmaßnahmen.

Inzwischen haben auch wir uns entsprechend eingerichtet. Getrennte Arbeitsplätze, Homeoffice, geänderte Arbeitszeiten, persönliche Schutzausrüstungen im gesamten Arbeitsumfeld, Einhalten der Abstandregel zum Schutz der Mitarbeiter und der Angehörigen sind für uns ebenso selbstverständlich wie Desinfektion und ständiges Händewaschen.

Nun können wir dank gesunkener Infektionszahlen wieder Schritte in die „neue Normalität“ gehen. Erste Schulungen konnten in kleinerem Rahmen wieder stattfinden, es sind wieder mehr Menschen bei Trauerfeiern zu gelassen. Ebenso ist es wieder möglich, sich nach der Trauerfeier zum anschließenden Zusammensein einzufinden. Diese Tradition wieder leben zu können, tut vielen Trauernden gut.

Die Arbeit des Bestattungshauses steht immer unter der Prämisse, eine hohe Qualität und Sensibilität im Umgang mit den Verstorbenen und bei der Begleitung der Angehörigen zu gewährleisten. Dies ist besonders durch die Qualifikation und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter sowie durch die intensive Nutzung der neuen Räumlichkeiten möglich. Trotz oder gerade wegen der getätigten Investitionen können für die Angehörigen erhebliche Kosten eingespart werden.

Die letzten Wochen waren anstrengend, haben aber gewiss auch ein anderes Bewusstsein und neue Ideen im Umgang miteinander geschaffen, die es zu bewahren gilt.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen Gesundheit!

Ihr Michael Beil